Anleihen – 04.06.2025
Die wichtigsten Fakten:
Bildquelle: Philip / Adobe Stock
Die Renditen für US-Staatsanleihen sind zuletzt gestiegen, nachdem der jüngste Haushaltsentwurf der US-Regierung und die damit verbundenen Haushaltsdefizite die Sorgen um die langfristige Staatsverschuldung ver-stärkt haben. Wir gehen davon aus, dass die regulativen Marktkräfte – die sogenannten „Bond Vigilantes” – angesichts der hohen Haushaltsdefizite aktiv bleiben und die Renditen weiter nach oben treiben werden.
Für zusätzliche Unsicherheit sorgen die volatilen Anleihemärkte, die die Hoffnungen auf geldpolitische Lockerungen dämpfen. Die gestiegenen US-Renditen spiegeln auch die höhere Laufzeitprämie wider, die Anleger angesichts der fiskalischen und inflationsbedingten Risiken für längerfristi-ge Anleihen verlangen. Diese Dynamik deutet auf anhaltend hohe Rendi-ten und ein volatileres Umfeld für US-Staatsanleihen hin. Wir erwarten, dass sich die Renditen 10-jähriger US-Treasuries bis Juni 2026 in Rich-tung 4,50 % bewegen dürften, die ihrer 2-jährigen Pendants in Richtung 3,75 %.
Langlaufende deutsche Bundesanleihen bieten US-Anlegern starke, währungsgesicherte Renditen. Diese dürften ebenso wie die anhaltenden Zweifel an US-Staatsanleihen als „globaler sicherer Hafen“ internationale Anleger zu einer Umschichtung in Bunds veranlassen. Die Renditen von Bundesanleihen dürften jedoch durch größere Emissionen zur Finanzie-rung der Ausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und Transformationsini-tiativen erhöht bleiben. Bis Ende des zweiten Quartals 2026 sollten sich die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen daher unter Schwankungen bei etwa 2,50 % und die Renditen 2-jähriger Bundesanleihen mit Restlaufzei-ten unter 2 Jahren bei etwa 1,60 % einpendeln.
Italienische Anleihen dürften auch weiterhin von der engen Bindung innerhalb der EU profitieren, insbesondere in einem Umfeld geopolitischer Spannungen. Dank der widerstandsfähigen Binnenkonjunktur bleiben die Aussichten stabil, was niedrige Risikoprämien für italienische Anleihen stützt.
Der Markt für Unternehmensanleihen mit Investment Grade (IG) hat sich von den durch die angekündigten und später relativierten Zollandrohun-gen der US-Regierung bedingten Spread-Ausweitungen gut erholt. Inte-ressante Renditen und starke Fundamentaldaten stützen weiterhin USD-IG-Anleihen. In Europa bleiben EUR-IG-Anleihen angesichts der robusten Wachstumsaussichten, insbesondere in Deutschland, attraktiv. Die inte-ressanten Ertragschancen dürften von den Anlegern weiterhin hoch ge-schätzt werden und somit die Stabilität dieses Anlagesegments unter-mauern.
Der High-Yield-Markt (HY) für Unternehmensanleihen hat sich nach dem „Liberation Day” bei starker Emissionstätigkeit und gleichzeitig hoher Nachfrage sowohl in den USA als auch in Europa erholt. USD-HY-Anleihen scheinen vor dem Hintergrund durchschnittlicher Renditen von rund 7,5 % und überschaubaren Laufzeiten interessant, während EUR-HY-Anleihen politischen und sektorspezifischen Risiken ausgesetzt sein könnten. Die Ausfallraten dürften moderat steigen. Aufgrund der makro-ökonomischen Unsicherheit könnten sich die HY-Spreads gegenüber dem derzeit niedrigen Niveau ausweiten, wenngleich die HY-Renditen histo-risch betrachtet interessant bleiben.
Die Spreads für Staatsanleihen aus Schwellenländern scheinen uns vor dem Hintergrund der unvorhersehbaren Zollankündigungen des US-Präsidenten sowie der daraus resultierenden anhaltenden geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten zu niedrig. Entsprechend sollten Anleger das Risiko einer möglichen Spread-Ausweitung berücksichtigen.
Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.
Redaktionsschluss: 02.06.2025, 15.00